Wiebke Hövelmeyer, Mathias Ahrberg [Fairliebt]

Vom Suchen und Finden der Liebe.





"ich wäre gern dov charney, minus patriotismus."
(mathias ahrberg)


Als er gerade ins politisierungsfähige Alter kam, erreichte die globalisierungskritische Bewegung ihren medialen Höhepunkt. Die Nachrichten waren voll mit Bildern vom Schwarzen Block, von Randalierern und anderen kreativen Arten des Protests. Diese Dinge waren und sind es, die ihn beeindruckt und somit dazu bewogen haben, mit seiner guten Freundin Wiebke Hövelmeyer die Welt zu retten. Ein bisschen jedenfalls. Die Rede ist von Mathias Ahrberg, der geduldig Rede und Antwort stand, darüber hinaus leidenschaftlicher Kaffeetrinker ist und eine Schwäche für Wortspiele hat.

"Es geht darum, etwas zu machen", sagt er und tut es sogleich, indem er gemeinsam mit Wiebke das Modelabel fairliebt gründet und laufend vergrößert. Von T-Shirts über Buttons bis hin zu Tragtaschen ist alles dabei. Und – besser noch – man weiß, was man da auf der Haut trägt: Fair gehandelte Ware nämlich.

Resolut machen der überzeugte Vegetarier und die beste Kuchenbäckerin der Welt sich dafür stark, dass jeder, der an der Herstellung ihrer Kleidung beteiligt ist, zu seinem gerechten Anteil kommt. Dabei sind ihnen verschiedene independente Kontrollinstitute behilflich, die die Ware zertifizieren.

"Natürlich kann man sich nie sicher sein, was man da kauft. Aber ich persönlich denke, man könne eher einer unabhängigen Institution vertrauen, als einem globalen Multi, der eine Seriositätskampagne startet", so Ahrberg.

Wie kommt man als junger Mensch dazu, seine Baggy Jeans zu hinterfragen und sich nach ebendieser fair gehandelten Ware umzusehen? "Die momentane Weltlage ist wie geschaffen, ein gewisses inhaltliches Vakuum zu füllen", findet Mathias und fügt hinzu: "Ich war recht überrascht, als ich versuchte, in Deutschland Kleidung zu finden, die dieser modernen Bewegung gerecht wird. Da gibt es nichts, was nicht nach Rettet-den-Regenwald-Agitations-Textilien aussieht". Der Zufall wollte es, dass er ein paar Jahre später in Hamburg auf Wiebke traf; gemeinsam machten sie sich kurz darauf an die konkrete Planung eines Labels mit Hintergrund.

Während Mathias sich vorwiegend um Geschäftliches kümmert, deckt Wiebke, die ein abgeschlossenes Studium als Modejournalistin vorzuweisen hat, den kreativen Part ab, indem sie designt, entwirft und modelliert. "Viele glauben, die herrschende Verwertungslogik wäre gottgegeben und es wäre der einzige Sinn und Zweck des Lebens, innerhalb diesen Systems Glück und Erfolg zu finden", kritisiert der VWL-Student und Musikliebhaber die der Take-Away Bewegung und Euphemismen unterworfene Gesellschaft.

Um nicht völlig unterzugehen in einer Generation, wo der Kapitalismus immer widerstandsloser akzeptiert wird, halten er und Wiebke an ihrem Projekt fest, investieren jeden Euro in neue Artikel und sorgen somit dafür, dass diese Welt ein kleines Stückchen besser wird.

Und jetzt? Unsere Herzen sind nach wie vor Plastiksäcke im Wind. Aber immerhin haben sie es jetzt schön warm. Und gut aussehen, das tun sie auch. Fazit: Wir sind verliebt in fairliebt.
foto: fairliebt



fairliebt
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