Alex Kapranos [Sound Bites]

Ein Buch über Essen von Franz Ferdinand Sänger Alex Kapranos.
Nur ein weiteres, ertragreiches aber sinnentleertes Spin-off aus der großen Hype Gewinnmaschine der schottischen Band?


"ich heiße superfantastisch, ich trinke schampus mit lachsfisch."
(franz ferdinand, darts of pleasure)


"Essen ist ein Abenteuer.“ Das lernte Alex Kapranos schon mit nicht einmal drei Jahren und es war wohl der Auslöser für den Beruf – oder sollte man besser sagen: die Berufe – die er später ergriff. Nach der Schule arbeitete der Schotte als Küchenjunge, Kellner, Koch, ehe er 2004 mit seiner Band Franz Ferdinand den Durchbruch als Musiker schaffte. Die Truppe bespielte zwei Jahre lang den gesamten Globus, und Kapranos verband das Touren gleich mit seiner zweiten großen Leidenschaft, indem er darüber schrieb. Dabei kamen ein ganzer Haufen Kolumnen für den britischen Guardian heraus, die jetzt als Buch auch in Deutschland erschienen sind. „Sound Bites – Essen auf Tour mit Franz Ferdinand“ ist ein leichtfüßiges, abwechslungsreiches Buch mit kurzweiligen Texten und herrlichen Bildern. Aber dazu später.

Zuerst ein Wort an den künftigen Leser: Man kann von diesem Buch einiges erwarten - es wird die unerwartesten Erwartungen erfüllen. Es deckt keine Geheimnisse über die Band Franz Ferdinand und deren Mitglieder auf. Man wird nicht Begleiter einer Welttournee und nimmt auch nicht an großen Gefühlen teil. (Im Grunde betreffen alle Gefühle, die dieses Buch beschreibt, irgendeine Speise.) Über die Franz Ferdinand-Musiker erfährt man lediglich, dass für Bassist Bob „beim Essen auch Dreiecke irgendeine Rolle spielen“, und dass Gitarrist Nick Kellner einfach nie wahrnimmt – unabsichtlich.

Stattdessen beschreibt der Autor die verschiedensten Esserlebnisse – und man kann ohne Zweifel jedes davon so nennen. Kapranos aß Hoden und Hummer, Hähnchen und Hamburger, in New York und Hong Kong, Köln und Rio... Oftmals beschreibt er die ungewöhnlichsten Speisen so ausführlich, dass einem das Wasser im Mund zusammenläuft. Nicht selten wird das Essen jedoch zur Nebensache, und er widmet sich stattdessen dem Umfeld, in dem er es zu sich nimmt. So landet er zum Beispiel in einem persischen Restaurant in Toronto, das erst wenige Stunden zuvor eröffnet hat. Oder er besucht das legendäre Formosa Café in Los Angeles, wo einst Elvis einer Kellnerin einen Cadillac als Trinkgeld geschenkt haben soll. („Das würde heutzutage kein Star mehr tun, grummelt unsere Bedienung.“)

Hin und wieder verlässt Kapranos auch die jüngsten Zeiten mit seiner Band und springt zurück, in die Jahre seiner Ausbildung zum Koch oder seine Kindheit. Gut so, denn die Geschichte seines fünften Geburtstages, an dem er die tolle Torte völlig verwüstete, gäbe es sonst hier nicht zu lesen. Garniert ist das alles mit zahlreichen liebevollen Zeichnungen, die bestechen durch ihre Schlichtheit. Sie stammen von Andy Knowles, der Franz Ferdinand auf Tour als Schlagzeuger und Keyboarder begleitet. Er absolvierte die Glasgow School of Art, genau wie alle anderen Bandmitglieder – außer Alex Kapranos. Der lernte stattdessen in der Küche, „dass eine gute Gruppendynamik mehr wert ist als alle Einzelverdienste, dass Langusten sich wehren, wenn man sie tötet, und dass man aus gekochten Markknochen die Jus gewinnt, die ein gutes Menü zusammenhält“.

Und was lernen wir aus "Sound Bites"? Na, dass Essen immer auch ein Abenteuer ist. Natürlich.
foto: daniel boud; boudist.com



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kiwi 2007
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