Posts mit dem Label ClickClickDecker werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label ClickClickDecker werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

ClickClickDecker [Den Umständen Entsprechend]

Melancholischer Befindlichkeits-Indie-Pop, der es sich irgendwo zwischen Kettcar und Tomte gemütlich gemacht hat – leider kommt das Ganze fünf Jahre zu spät.




Es gibt Alben, die sind so belanglos und schlecht, dass man sie bei Veröffentlichung am liebsten überhören und an einem vorüber ziehen lassen möchte, dies aber Dank medialer Überpräsenz nicht kann. Dann gibt es solche, in die man sich auf Anhieb verliebt und die man vor Verzückung rauf und runter hört, egal ob medial überpräsent oder nicht. Alben, die mit jedem weiteren hören wachsen und dem Hörer enormen Spaß bereiten. Irgendwo dazwischen gibt es dann noch dieses kleine Sammelbecken an Alben, die man im ersten Moment nicht wirklich zuordnen kann und die einen erst mal irritiert zurücklassen. "Den Umständen Entsprechend" von ClickClickDecker ist eine davon.

Erst die gute Nachricht: Der gebürtige Berliner und seit geraumer Zeit Wahl-Hamburger Kevin Hamann alias ist in seiner musikalischen Schaffenskraft mindestens so produktiv wie schizophren. Während er vor kurzem noch gemeinsam mit Norman Kolodziej (besser bekannt als Der Tante Renate) ravige Electro-Clubhits unter dem holprigen Pseudonym Bratze abfeuerte und damit auf den hiesigen Dancefloors für ordentlich Furore sorgte, heult er sich nun wieder als mit deutscher Befindlichkeitsprosa aus, wie man sie seit Jahren aus Hamburg und Berlin kennt. Dagegen ist an und für sich auch nichts einzuwenden, nur: "Den Umständen Entsprechend" klingt – und man muss es an dieser Stelle leider deutlich sagen – stilistisch in seiner Gesamtheit wie ein mittelmäßiger Abklatsch der bisherigen Kettcar-Alben, von denen das letzte aber bekanntermaßen auch nicht mehr sonderlich zu überzeugen wusste. Die wiebusch’eske Darbietung Hamanns berührt den Hörer zwar streckenweise inhaltlich wie musikalisch, beeindruckt ihn jedoch zu keiner Zeit. Zu sehr lässt die Produktion Originalität vermissen und zu satt hat man sich an derlei Akkordfolgen in den vergangenen Jahren einfach gehört, als dass sich beim Hören auch nur ein winziges Aha!-Erlebnis einstellen könnte.

Weggehen bedeutet nicht unbedingt irgendwo anders dann anzukommen…
(Kevin Hamann alias)

Wie schon die beiden Vorgänger, hat Hamann auch sein drittes Album komplett auf seinem Laptop im heimischen Schlafzimmer (=O-Ton Presseinformationsblatt; Warum eigentlich nicht im Wohnzimmer? Weil Hamann in einer Ein-Zimmer-Wohnung lebt?) (vor-) produziert. Unzufrieden mit dem eigenen Werk (schließlich will man sich ja weiterentwickeln) fasste er aber kurzerhand den Entschluss, sich ins Tonstudio von Station 17 zu begeben, um mit echten Instrumenten und einer Hand voll Gastmusikern (u.a. Tobias Bade und Torben Leske von The Sea) das Album Spur für Spur organisch neu einzuspielen. Ganz auf sein elektronisches Gefrickel konnte Hamann dann aber doch nicht verzichten. So sorgen der ein oder andere Loop und die knisternden Laptop-Beats, die sich im Hintergrund sanft mit echten Drums vermischen, dann doch noch für den gewissen Electro-Flair in der Produktion. Musikalisch dominiert wird das Album aber von Hamanns (bewusst?) schiefem Gesang und der guten alten Akustikgitarre, die in fast jedem Stück ein kleines Stelldichein gibt. Vom Ansatz her ist das auch alles ganz toll und wunderbar, nur bedauerlicherweise fehlen der Scheibe gänzlich die alles entscheidenden Hook-Lines, wie man sie beim Original – also den - und Tomte-Aufnahmen – an jeder Ecke findet. Dafür wird der Wohlfühlfaktor ganz groß geschrieben, sofern man sich als Hörer auf das Gesamtwerk einlässt und die Scheibe von vorne bis hinten am Stück durchhört. Aber ist letzten Endes nicht gar das gute Gefühl wichtiger, als die Tatsache, ein halbes Dutzend Smash-Hits auf ein und demselben Langspieler versammelt zu haben? Manchmal vielleicht schon.

Kann ich dieses Album nun also uneingeschränkt anpreisen? Nein, denn für Befindlichkeitsprosa fühlt sich der Rezensent mittlerweile ein kleinwenig zu alt. Aber wer die letzte deutsche Indie-Welle vor gut fünf Jahren verpasst hat (aus welchen Gründen auch immer) oder vom typischen -Sound gar nicht genug bekommen kann, dem sei diese Platte hiermit wärmstens empfohlen.
foto: torben iversen





weiterlesen...

Reeperbahnfestival [Hamburg, 21.-23.09.2006]

Das erste Reeperbahnfestival zu Hamburg.
Eindrücke des vom texanischen South By Southwest inspirierten Festivals, von Donnerstag Abend bis Freitag Nacht in Bildern festgehalten.

"das wird kein deutsches sxsw!"
(kritischer besucher)



"3 Tage, 20 Bühnen, 200 Acts", heißt es locker vom Veranstalter. Und der Hinweis, dass es lohnt sich durch die Clubs treiben zu lassen. Fazit nach 1 1/2 Tagen: nette Idee, aber viel zuviel für zu kurze Zeit. Der Abend hat sein Ende nach 0h erreicht und auch mobil mit Fahrrad ist keine Zeit für entspannte Konzerte. Zumindest nicht, wenn man mehr als eines erleben will und dazu den Veranstaltungsort wechseln muss. Zu eng gestrickte und nicht eingehaltene Zeitpläne und zu viele Überschneidungen der bekannten und gern gesehenen Bands am späteren Abend kommen noch hinzu.

Was bleibt ist eine gute Idee mit verbesserungswürdiger Umsetzung und dennoch angenehmer Atmosphäre.
text und fotos: Uta Bohls

reeperbahnfestival

weiterlesen...