Casiotone For The Painfully Alone [Twinkle Echo]

Wundersam klaustrophobische Melancholie.
Owen Ashworth schildert die alltägliche Verzweiflung an den kleinen Dingen des Lebens auf so liebevoll ergreifende Weise, dass man nicht umher kann, ihn ins Herz zu schließen.



"i wish we could kiss the same as before, but i don't have it anymore."
(it wasn't the same somehow)


Casiotone For The Painfully Alone macht es dem Hörer nicht unbedingt leicht, den Namen im Gedächtnis zu behalten, wenn man das nächste Mal in den Plattenladen seines Vertrauens einkehrt, um nachzuschauen, ob eine Veröffentlichung eben dieses jungen Herren zu erhalten ist. Aber das ist belanglos. Eigentlich müsste Owen Ashworth, der Sechsundzwanzigjährige hinter CTFTPA, Indie-Rock machen. Ganz klar. Da ist diese erschütternd verliebte Melancholie in den Songs auf seiner dritten Veröffentlichung zu spüren, die, während man auf dem Fußboden sitzt und ihnen lauscht, ein bisschen Leben über einem zusammenbrechen lassen.

Die Texte erzählen allesamt von kurzen Einblicken in die alltäglichen Tragödien junger Menschen. Unweigerlich möchte man an Rivers Cuomo, Mark Everett oder ähnlich bittersüße Gestalten denken, die in unser aller Leben ihren hoffnungsvoll schwermütigen Raum gefunden haben, aber Ashworth macht doch etwas ganz anderes. Seine Songs sind allesamt auf billigen, batteriebetriebenen Keyboards eingespielt, welche zu beabsichtigen scheinen, LoFi ganz neu buchstabieren zu wollen. Die immer wieder neuen Drumpattern, welche die kurzen Stücke vorantreiben, klingen allesamt sehr noisy und vielleicht sogar wenig kalkuliert, aber dennoch ist man, wenn man Glück hat, schon beim ersten hören so in Ashworths herzzerbrechenden Barriton verliebt, dass man nicht umher kann, die Zwei-Minuten-Charakter-Studien über das Leben in seinen kleinsten und so ehrlichen Details zu lieben, und immer und immer wieder hören zu müssen. Kleine, zarte Flötenmelodien harmonieren mit übersteuerten Keyboardakkorden, und man beginnt sich zu wünschen mehr über die Menschen zu erfahren, deren zufällige Bekanntschaft wir in den Songs machen.

Die vierzehn zerbrechlichen Stücke auf "Twinkle Echo" scheinen durch ihre Texte zu leben, konzentrieren sich auf diese kleinen Begebenheiten, auf das Mark, dass einem zu Gute geführt wird, und lassen die Musik Nebensache werden. Sie halten sich nicht mit großen Melodien oder gar instrumentellen Teilen auf (bis auf das letzte, den absurden Titelsong des Albums). Vielleicht ist dies auch der Grund, weshalb man sich wünscht, diese klaustrophobisch kurzen Fragmente, nicht so schnell verlassen zu müssen, viel lieber einen Augenblick mit dem wie durch Zufall begegneten Protagonisten des Stückes verweilen möchte, ihn in den Arm nehmen, und sagen, dass alles gut werden wird. Aber dazu lässt Ashworth keine Zeit. Ohne Umschweife richtet man seinen Blick auf einen anderen Ort, eine weitere Situation, und fokussiert einen anderen Menschen, der in seiner kleinen Welt so verloren traurig wirkt; auf die Cellistin Edith Wong, die vor ihrem Leben in Kinofilme flieht, aber beim Abspann bereits wieder allein ist. Oder auf Eleanor, die verlassen wurde, und nach dem Grund zu suchen scheint, und sich völlig in dieser Suche verliert, ohne zu bemerken, dass da doch noch jemand ist, der auf sie acht gibt. Diesen Mensch mit dem man zu Schulzeiten immer Urlaub in Phoenix machte, heute aber kaum noch trifft, und auf Toby, den Weltrekord Gewinner und größten Smith Fan, der sich heute nicht mehr aus dem Haus wagt. Nicht ohne Grund erscheinen die Inhalte wie fragile Kurzfilme, war Owen Ashworth doch, bevor er '97 mit der Musik anfing, an einer Filmhochschule, die er vor dem Abschluss noch abbrach.
foto: debra a. zeller



casiotone for the painfully alone
"twinkle echo"
tomlab 2003 cd
casiotone for the painfully alone