Die aus dem Herzen der unbedeutenden oberbayerischen Kleinstadt mit Polizeischule stammenden Talente, sind in unterschiedlichsten musikalischen Projekten und Bands miteinander verwoben. Lali Puna ist eines davon und veröffentlicht der Tage ihr drittes Album.
"i'll be true again, but until then, i fake the books"
(faking tho books)

Was Lali Puna zweifellos eine Sonderstellung im elektronischen Popbereich einräumt, sind die meist politisch orientierten Texte, die dem Zuhörer aufgrund der vermeintlich verträumten Melodien sublimiert werden. Bereits bei dem Vorgängeralbum war es der Band wichtig die oft kritischen Texte mit abzudrucken. Was durchaus auch resolut geschrieen in einem Punksong seine funktionelle Berechtigung finden würde, umhüllt Trebeljahr klangvoll mit ihrer beseelten Stimme. In dem Stück Call 1-800-FEAR beschäftigt sie sich mit der Macht der instrumentalisierten Angst, und den Folgen einer bewusst geschürten Panik. „Fear keeps you quiet. It shuts your mouth when you should talk“: paranoid verschanzt man sich in seinem Panic Room, während andere die Macht an sich reißen.
„They spend your money on mini-nukes. So you should talk.“
Nicht zuletzt seit dem mit "Scary World Theory" nostradamisch vor dem 11.09.01 betitelten zweiten Album, konstatiert die Band eine kritische Weltanschauung. Mit dem bereits erwähnten Stück B-Movie diskutieren Lali Puna die medial vorangetriebene kalifornische Gouverneurswahl des Österreichers Schwarzenegger. „It’s like in a B-Movie, you always know what’s coming next. Bad guys all around. But don’t let Arnie be our last hope.” Und in Micronomic entleihen sie gar dem großen Softwarekonzern den Slogan, um ihn sinnentfremdet in einem eingängigen Chorus zu verarbeiten: „Where do you want to go today?“ Immer wieder fallen Lali Puna auf ihrem neuen Werk neben den lauteren, dennoch elektronisch orientierten Stücken, in die Ästhetik des traurigen Liedes, und fordern Aufmerksamkeit für das Detail. Besonders die opulenten, jedoch gar nicht pathetischen Streicher, die zum Ende des letzten Stückes Crawling by Numbers einsetzen und das Album ausklingen lassen, betören durch zarte Eleganz. Und Radiohead, dieses Statement musste auch hier kommen, sind Fans von Lali Puna. Namedropping? Vielleicht.
foto: john-patrick morarescu

lali puna
"faking the books"
morr music 2004 cd / lp
lali puna