Film Noir Ästhetik.
Die Mulitintrumentalistin Sophie Michalitsianos debütiert mit einem zurückhaltendem, doch vielfältigem Album, welches einer seltenen Auferstehung entspringt.
"hello, my name is human."
(human)

So veröffentlicht Miss Michalitsianos ihr Debüt "The Bells Of 1 2" eigenständig und neu inspiriert, musikalisch irgendwo zwischen K’s Choices Sarah Bettens (Come Running), Hope Sandoval (Injoy) und Stina Nordenstam (Farwell Your Heart) verortet. Im Gegensatz zu erwähnten Referenzen steckt hinter ihrem Pseudonym Sol Seppy jedoch ausschließlich Michalitsianos selbst. Souverän spielte sie alle Instrumente ein und fand danach auch noch die Muse ihre eigene Produzentin und Toningenieurin zu sein. Und "alles selbst eingespielt" ist hier nicht im Thom York Sinne zu verstehen, der auf seinem Debüt Album zwar das gleiche Statement abgeben kann, dort jedoch eher an einer spärlichen Auswahl von Instrumenten dilettierte. Auf "The Bells Of 1 2" umschmeicheln den Hörer ständig neue Klänge in einer mal verspielten mal exaltierten Weise, tragen Klaviermelodien und Gitarren Akkorde Luftschlösser und Abgründe gleichermaßen vor, jagen sich melancholische Streicher und Elektrorhythmen vor einem Film Noir Horizont. Zwischen zaghaften Fieldrecordings, elektronisch unterstrichenen Folksongs und verletzlichen Kinderliedern, so scheint es, ist "The Bells Of 1 2" arrangiert, ohne sich dabei jedoch klar für eine infantil optimistische oder eher reflektiert düstere Stimmung zu entscheiden. Bei all der Professionalität bleibt noch genügend Raum für Lo-Fi Charme und vor allem den unaufdringlich dringlichen Gesang. Ganz gleich, ob die Stücke, wie das von harten, fast sterilen Beats getriebene Move, beinahe klaustrophobisch, oder eher märchenhaft verspielt, wie Wonderland mit seiner kindlich naiven Melodie ausfallen, die Künstlerin weiß ihre Stimme in jeder Lage als markantes und letztlich prägnantestes Merkmal zu inszenieren.
Nach dem Untergang fand also eine äußerst produktive Läuterung statt, eine grundlegende Veränderung, aus welcher die bezaubernde und äußerst fotogene junge Dame "das Entdecken von Schönheit als Quelle [ihrer] Inspiration" zog.
Die dabei entstandenen Kompositionen bewegen sich munter zwischen potentiellen Lieblingsliedern und ambitionierterer Hintergrundmusik. Sie sind dabei jedoch nicht in sich ambivalent, sondern wechseln zwischen äußerst aufregend und leider belanglos. Beachtet man jedoch, dass es sich hierbei um ein Debüt Album handelt und dieses bei weitem nicht für den großen Markt produziert wurde, sondern vielmehr hedonistisch genug ausgefallen ist, um für sich allein sprechen zu können, darf man unter Umständen von dem Nachfolger viel erwarten!
foto:

sol seppy
"the bells of 1 2"
groenland records 2006 cd
sol seppy