We vs. Death [A Black House, A Coloured Home]

We vs. Death.
"The name is 10 years old, and became a sound more than a name with a meaning. It was intented as an ironic slogan." Soviel sagt die Band selbst zu ihrem geheimnisvollen Namen und präsentiert nun ihr zweites Album.

"now you are the sun!"
(the sun)


In den heutigen Tagen des allgegenwärtig angepriesenen Musicdownloads fällt eine Veröffentlichung immer dann besonders ins Auge, wenn sie in ihrer Variante als "physisches Produkt" - eine Bezeichnung die gegenwärtig in vielen Pressemitteilungen voller stolz Erwähnung findet - neben dem eigentlichen Tonträger in seiner bewährten, durchsichtigen Platsikhülle, weitaus mehr bietet, als ein schlichtes Cover. „Wir denken einfach, dass ein Jewelcase heute einfach nicht mehr genügt“, erklärt mir Wouter Kors, Gitarrist der Niederländer We Vs. Death. „Warum sollte irgendjemand seine Musik in einer hässlichen Hülle verpacken nur weil das der Standard ist? Wir lieben Platten und wir lieben das dazugehörige Art(work) und deshalb stecken wir gern Mühe in unsere Alben.“ Diese Mühe, die bei ihrem Debüt Album "We Too Are Concerned / We Are Too Concerned" neben dem Faltcover aus einem Poster und einer Video-DVD bestand, stellt sich bei "A Black House, A Coloured Home" als eine Reihe von Postkarten und einem 24-seitigen Katalog im DinA 5 Format mit Zeichnungen, Fotografien und Bildern verschiedener Raum-Installationen heraus. „Der Großteil unseres Artworks stammt von unserem langjährigen Freund Roel Dalhuisen. Er weiß genau was wir versuchen umzusetzen, weshalb wir ihm meist eine Carte blanche geben.

Das gegenwärtige Artwork unterscheidet sich stark von dem Vorgänger. Was dort dunkel und distanziert in einem unbekannten Draußen stattfand, scheint hier in bunten Skizzen und mit dem Betrachter kommunizierenden Installationen aufzugehen, hat sich das Darußen einen konkreten Raum gesucht, ohne sich dabei tatsächlich irgendwie verorten zu lassen. Dalhuisens Fotografien und Installationen treffen auf abstrakte, urban anmutende Zeichungen. „Wir baten Sander Polderman das Artwork zu entwerfen und er entwickelte dieses wunderschöne, abstrakte, bunte Zeug. Wir stellten uns 'A Black House, A Coloured Home' anders als das letzte Album vor, expressiver, roher, weniger sicher und eindeutig und dachten dass er diesem Gedanken gerecht würde. Es war eine Zusammenarbeit bei der alle beteiligten viel und gründlich diskutiert haben.

Das urbane Moment stellte die Band schon im Debüt heraus in dem in den begleitenden Videos endlose Fahrten durch Metropolen nicht von ungefähr kamen. Wie der mäandernde Soundtrack zu den nächtlichen Reisen, in denen die Scheinwerfer wie Spuren auf einer verwaschenen Landkarte wirken, erschien die Musik des Quintetts. Das hat sich auf dem neuen Album nicht maßgeblich verändert, und doch scheint vieles neu und ungewohnt.

Nachdem man sich 2006 vollständig im postrockschen Schweigen verlor, machen We Vs. Death plötzlich den Mund auf. Selbstverständlich entfalten sich die dieben Stücke immer noch in einer unberechenbaren Langsamkeit, tritt immer noch der erlösende Klang der Trompete zwischen teilweise nervösen, teilweise sehr nüchternen Gitarren hervor. Neben den „noisy and more quiet songs“ sei man vermutlich dennoch am ehesten von „some distinct singing“ überrascht, erklärt die Band selbst. Doch so überraschend der Gesang für den Zuhörer ist, so wenig umstürzlerisch und programmatisch erscheint der Umstand für die Band selbst. „We Vs. Death war nie ein vollständig durchdachtes Konzept. Als wir die Band gründeten gab es hin und wieder Gesang, dann verschwand er plötzlich. Im Augenblick erscheint es uns als etwas, dass wir gern machen würden und er ermöglicht es uns unseren Songs – zumindest aus unserer Sicht – eine neue Nuance zu verleihen“, erklärt Wouter. Sowohl die Sprache der Texte als auch der Titel sollen den Songs einen Raum geben, in dem sie sich konkretisieren können. „It draws a cricle around the music.“ Jener Raum, der sich aus dem gesamten Werk, dem Klang, dem Artwork, der Verpackung ergibt.

Dennoch verlangt Sprache einen ganz besonderen Augenmerk vom Zuhörer ab. Es ist nicht leicht Textzeilen lediglich als musikalische Schattierung, als zusätzliches Klangmuster zu erachten, ohne sie entschlüsseln zu wollen, ihnen einen Sinn abzuringen. Jedenfalls solange man sich einer lebendigen Sprache bedient und nicht auf Laute im Stile des Hopelandish zurückgreift. Collection Of Stones erscheint in dieser Hinsicht wie der Klagegesang einer Moderne die sich ihrer Probleme und dessen Auswirkungen bewusst wird und bleibt dabei dennoch undeutlich genug, um nicht als agitieren, als tatsächliche Kritik verstanden zu werden. „Wir sind nicht daran interessiert klare Statements in irgendeiner Hinsicht zu machen. Politik wird weniger in unseren Texten als vielmehr in der Art und Weise wie wir arbeiten deutlich: wir buchen all unsere Konzerte selbst, wir gestalten unsere Aufnahmen selbstständig, wir achten in der Art auf unsere Arbeit, wie wir es für richtig halten.

Dennoch lässt sich eben dieses Schwermütige, Wehklagende Moment im Gesang, besonders dann, wenn die ganze Band in dieses mit einstimmt, nicht von der Hand weisen und vielleicht ist dies auch der schwächste Aspekt eines ansonsten gelungenen Albums: Wenn der Gesang lediglich als eine Facette unter vielen den Klang bereichern soll, dann ist er wann immer er in seinem vollentfaltetem Pathos auftritt zu dominant, und bindet die ansonsten vielschichtigen Stimmungen und Qualitäten der Stücke an sich. "Hätten sie besser mal den Mund gehalten" ist an dieser Stelle natürlich eine Floskel die sich anbietet, aber selbstverständlich ist sie nicht so gemeint.
foto: zankyo records



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