Solea

Sie sind sich ihrer Vergangenheit bewusst, aber dennoch ist das für Solea kein Grund, in pathetische Überheblichkeit zu verfallen. Stattdessen würden sie lieber die ganze Welt umarmen.


"music is the reason"
(garrett klahn)


Solea haben eine Menge Spaß. Solea sind vier Freunde, die Musik machen und das Leben genießen wollen. Solea sind Sergie Loobkoff (Samiam), Garrett Klahn (Texas Is The Reason), Joseph Orlando und Scott McPherson (Sensfield), die kürzlich auf Tour in Deutschland waren und dazu auch mehrere Support-Shows für Dover spielten. Solea sind vier Männer, deren einziges Anliegen die Musik ist. Solea sind die beiden aufgedrehten Garrett und Sergie, die sich gegenseitig die Worte aus dem Mund nehmen und glücklich über den Umstand zu sein scheinen, endlich wieder gemeinsam auf Tour zu sein. Solea sind die beiden zurückhaltenden Joseph und Scott, welche das Gespräch verhalten aber doch mit freundlichem Ausdruck verfolgen.

Solea - Wie kam es zu dem Namen?
Sergie: "Solea kommt aus dem Lateinischen, was es genau bedeutet habe ich vergessen. Garrett kam auf die Idee, ich glaube, er ist auf den Namen über eine Miles Davis-Platte gekommen, oder?"
Garrett: "Ja, es ist ein Songtitel. Wir hatten auch andere Namen im Kopf, wie 'Amare' oder 'The Tide'. Aber 'The Tide' hat mir persönlich überhaupt nicht gefallen. Und bei 'Amare' hätten dann wohl die meisten Leute Amore verstanden, und das wollten wir nicht. Der Name sollte von Anfang an so auf die Leute wirken, wie er auch auf uns wirkt. Und vor allem sollte er einfach gut klingen, deshalb Solea."

Ihr habt dieses Jahr eine Handvoll Shows in den USA gespielt. Wie ist es gelaufen?
G.: "Recht gemischt. Die Shows waren ganz gut besucht, aber das Publikum ließ sich häufig nicht allzu sehr mitreißen. Einige schienen sehr offen für uns zu sein, andere wirkten eher gelangweilt von unseren Auftritten."

Ihr habt in den USA auch noch kein Label für die Veröffentlichung Eures Albums gefunden. Womit hängt das zusammen?
G.: "Für größere Labels sind wir vielleicht einfach schon zu alt. Ein paar Kerls, die Anfang bis Mitte Dreißig sind, so was ist einfach nicht interessant genug. Wir mögen zwar alle in Bands gespielt haben, die früher einen recht hohen Stellenwert hatten, aber das reicht nicht. Gewünscht sind junge, hippe Bands, mit denen sich die Konsumenten identifizieren können."
S.: "Und die kleineren Labels haben größtenteils Angst, dass wir zuviel Geld verlangen würden oder sie sonstigen Ansprüchen unsererseits nicht gerecht würden. Es ist außerdem für uns ziemlich entmutigend, gerade in den USA kein Label zu finden, während unsere Musik gerade in Japan sehr gut aufgenommen wird. Unser japanisches Label Bad News hat unser Album letztendlich auch finanziert und in Japan rausgebracht."

In Europa habt ihr eine Split-7’’ mit einer norwegischen Band namens Crash! über das Label Sound Fiction veröffentlicht. Wie kam es dazu?
S.: "Seit geraumer Zeit kann man sich auf unserer Website ein paar Soundfiles anhören und runterladen. Das Label kam per Email auf uns zu und fragte, ob es nicht zwei Songs in Europa als Split-7’’ veröffentlichen könne und wir haben zugestimmt. Um ehrlich zu sein, ich habe mir die andere Band niemals angehört und auch die 7’’ noch nie in Händen gehalten.Allerdings besitze ich auch keinen Plattenspieler. Ich glaube noch nicht einmal, dass ich jemanden kenne, der einen besitzt."
J.: "Ich kenne jemanden. Aber der hat nur Platten aus den Siebzigern und Achtzigern, neue Aufnahmen kauft er sich nicht. Ich wüsste auch nicht, wo man bei uns überhaupt noch Platten kaufen kann. Es ist eigentlich traurig, wie das Vinyl vernachlässigt wird. In Europa scheint das beliebter zu sein."

Ihr supportet derzeit Dover auf ihrer Deutschland-Tournee. Wie ist es, wieder vor Leuten zu spielen, die wegen einer ganz anderen Band gekommen sind und sich idR kaum für die Vorband interessieren?
G.: "Manchmal ist es frustrierend, wenn man einen Gig spielt und die Leute scheinen völlig gelangweilt zu sein, weil sie nur auf den Hauptact warten. Aber es macht definitiv auch eine Menge Spaß. Zumindest bei den Support-Shows für Dover hier in Deutschland waren die Reaktionen sehr gut. Wir haben vor tausend oder mehr Leuten gespielt und das Publikum war sehr sehr offen. Außerdem ist es toll, mit Dover zu touren, sie sind eine phantastische Band und sehr sympathische Menschen dazu."

Ihr werdet in der Presse immer wieder als Emo-Supergroup betitelt. Wie fühlt Ihr Euch mit dieser Zuschreibung? Entsteht dadurch für Euch auch ein gewisser Erwartungsdruck?
S.: "Die Journalisten brauchen eben immer etwas zu schreiben. Und wenn ein paar Leute aus verschiedenen Bands zusammenkommen, um Musik zu machen, dann heißt es: „Oh, eine Allstar-Band! Das muss etwas ganz Besonderes sein!“ Letztendlich dient es nur dazu, die Leser mit einer beeindruckenden Überschrift auf ihre Artikel aufmerksam zu machen. Aber wir sind wirklich nicht mehr als ein paar Freunde, die es genießen, miteinander Musik machen. Dass das ganze dann auf eine solche Ebene gehoben wird ist für uns recht unverständlich."
G.: "Ich kann das auch emotional absolut nicht nachvollziehen. Hey, in unserer Band spielt weder Bono noch Joe Strummer. Wir sind so verdammt weit weg davon, uns als Rockstars zu fühlen. Und das wollen wir auch gar nicht. Wir fühlen uns dementsprechend auch nicht unter Druck gesetzt. Wenn die Leute unsere Musik mögen, dann ist das schön, wenn sie unsere Musik nicht mögen, dann können und wollen wir das auch nicht ändern. Wir machen das nicht, um irgendwem gerecht zu werden, oder um etwas zu bieten, sondern einfach um der Sache willen. Nicht zuletzt deshalb sind wir immer wieder positiv überrascht, wenn es besonders gut läuft wie in Japan. Dort bekommen wir einen vergleichsweise enormen Zuspruch, mit dem niemand gerechnet hat."

Zwischen Euren Wohnorten liegen sehr große Distanzen. Wie häufig ist es für Euch möglich, zu proben?
G.: "Wir treffen uns nur, um Aufnahmen zu machen, oder auf Tour zu gehen. Vorher proben wir immer 3-4 Tage, aber ansonsten sehen wir uns nicht."

Wie gestaltet sich die Zeit dazwischen? Gibt es da nicht auch manchmal Kommunikationsprobleme bedingt durch die Entfernung?
S.: "Meistens hat einer von uns beiden eine Songidee und schickt diese dann dem anderen via Internet zu. So entwickeln sich dann meistens die Songs, die aber erst im Studio wirklich an Form gewinnen. Die anderen sind in diesem Prozess bis zu den Proben eher außen vor. Kommunikationsprobleme gibt es da eigentlich keine. Wir kommen in der Regel auf einen Nenner, besonders auf der musikalischen Ebene ergänzen wir uns einfach wunderbar, wir schwimmen sozusagen auf einer Wellenlänge."
G.: "Allerdings ist Sergie in musikalischer Hinsicht schon das etwas dominierende Element, man hört den Westcoast-Einschlag auf den Aufnahmen auch stark heraus."

Hängt mit der räumlichen Entfernung auch zusammen, dass Ihr bereits mehrere Drummer und Bassisten hattet?
G.: "Nun, besonders zu Beginn entwickelte sich Solea nur sehr langsam und manche von uns hatten noch andere Projekte am Laufen. Dann veränderte sich manches, wir konnten die Aufnahmen für das Album beginnen und dann kam irgendwann die schon etwas größere Japan-Tour. Sergie und ich sind quasi die Initiatoren der Band. Die Leute, die zu uns gestoßen sind, haben immer wieder gemerkt, dass sie nicht die Zeit dafür haben, mal nebenher ins Studio oder auf Tour zu gehen, oder dass Solea einfach nicht genau das Richtige ist."
S.: "Aber mit der jetzigen Konstellation sind wir sehr glücklich. Joseph war ja schon bei den Aufnahmen zum Album dabei, Scott ist vor der Japan-Tour zu uns gestoßen. Wir sind jetzt zum dritten Mal gemeinsam auf Tour, und alle haben das Gefühl, dass wir nicht nur ein paar Musiker sind, die gerade an einem gemeinsamen Projekt arbeiten, sondern eine wirkliche Band. Wir vier sind Solea."
foto: solea


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