Trashmonkeys [The Maker]

Export und Import im Garagen Stil.
Die Trashmonkeys verlagern Bremen rockmusikalisch in das Vereinigte Königreich der wilden Sechziger.



"you say no? i say yes!"
(song no. 1)


Als ich ein Kind war, hegte ich immer eine geheime Bewunderung für die beiden Hanse Städte, dessen Grund ich mir nie erklären konnte. Hamburg hatte letzten Endes nur die Nase vorn, weil meine Eltern mir 1982 ein frisch bedrucktes Meisterschafts T-Shirt vom HSV mitgebracht hatten, welches ich von nun an stilsicher auch zu der Zeit ihres erneuten Titelgewinnes tragen sollte. Vielleicht steht Bremen musikalisch auch immer in Hamburgs Schatten, weil die Beatles in den Sechzigern eben am Hamburger und nicht am Bremer Hafen strandeten. Auf diese Weise entwickelte sich auf jeden Fall eine eher stiefmütterliche Beziehung zu Bremen und seiner Musik. Und irgendwie glaubt man es auch gar nicht, wenn man die Band Trashmonkeys hört, dass sie aus Bremen kommen sollen, klingen sie doch vielmehr nach dem britischen Königreich, als nach dem ältesten Hafen Deutschlands. Und auch wenn die vier Herren um Gitarrist und Sänger Andreas Wolfinger bereits 1998 mit ihrer Musik in Bremen begannen, macht die Geschichte der Band tatsächlich einen Umweg über England. Ihr zweites Album "Clubtown", aus dem Jahre 2002, wurde nämlich auf der Insel vom Acid Jazz Label veröffentlicht, und konnte dort weitaus mehr Erfolge feiern, als in ihrer Heimat selbst.

Mit "The Maker" brachten die Hanseaten gerade ihr drittes Album auf dem stadtstaatnachbar Label Lado heraus, und spielen eine schroffe Garagen Mischung aus Sixties Rock und Seventies Punk, bei der das Wörtchen Pop auf keinen Fall deplaziert erscheint. Dass dieses Album mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird als die Vorgänger, liegt allein schon an besagtem Label; Carol von Rautenkranz, Labelchef und Produzent der ebenfalls gerade debütierenden Von Spar, hat bereits dafür gesorgt, dass die Trashmonkeys in die Rotation des, mittlerweile zum Sehnsuchtsobjekt deformierten Programms Fast Forward kommen.

Keine Trashmonkeys Rezension ohne die Kinks. Wie Wolfinger selbst angibt, haben die Kinks einen größeren Stellenwert beim Songwriting, als alle anderen Einwirkungen, welche die Musik der Band prägen. Und das hört man nicht nur bei dem Tribut zollenden Coverstück I Need You, dass mit den Kinks typischen, bretternden Gitarren lospoltert. Der Geist der Sechziger schwebt nicht zuletzt auch aufgrund der wabernden Hammond Orgel, gespielt von Offer Stock, über den 15 Stücken. Besonders der Titelsong, ein in die Beine gehendes Instrumentalstück, mit nach vorn drängelndem Beat, schwitziger Gitarre und eben besagter, unanständig gut ausufernder Orgel, weist alle nötigen Referenzen auf. Gleich die ersten drei Stücke diktieren ein abgeklärtes Kopfnicken und Fußstampfen, selbst wenn man sich beim Hören im Wartezimmer seines Urologen befände. Danach wird zurückgeschaltet, Midtempo, dann wieder Kracher, aber bis auf vielleicht das sehr noisige Lo-Fi Stück Tape, wissen die anderen Songs nicht so prägnant zu überzeugen. Auch wenn Punk, Ska und aktueller Franz-Ferdinand-Wave Einflüsse in den folgenden Titeln auftauchen, ist das Schema der Songs doch zu schnell durchschaut, als dass sie über das gesamte Album hinweg zu überzeugen wüssten.

Das Problem der Trashmonkeys ist, das der Markt an Garagenbands aus allen popkulturell namhaften Ländern gesättigt ist. Seit dem 2001er Debüt der, als Retter des Rock'n'Roll gehypten Strokes, hat eine nicht enden wollende Schwemme an "The" Bands Einzug in unsere Ohren gehalten, aus der man willig versucht, die wirklich überzeugenden herauszufiltern, von denen nur wenige eine Weiterentwicklung ihrer Musik offenbaren. Alles spielt sich auf der Ebene der Querverweise und Referenzen ab, und jede Neuauflage der The Kinks, MC5, The Cramps, The Creeps, The Make-Up und eben später The Strokes, The Libertines, The Hives etc. – um es einigermaßen chronologisch zu gestalten – führt zu dem Wunsch nach mehr Eigenständigkeit.

Das Wechselspiel mit krachigem Rock 'n' Roll und den obligaten Balladen – bei den Trashmonkeys eher britpoporientierten Stücken - wenden sie nicht ganz so verkauforientiert an wie die Australier Jet, oder die Schweden The Legends, dennoch werden sie es, diesen beiden Bands ähnlich, sehr schwer haben, sich nachhaltig neben anderen Größen in den Synapsen unseres Gedächtnisses zu verankern. Im Richtigen Kontext vermutlich tanzbar ohne Ende, keine Frage, aber niemals Lieblingsband. Dennoch kann Bremen nun endlich - und jetzt erwähne ich sie doch – musikalisch mehr bieten als die Bremer Stadtmusikanten, denen ein kleiner Trashmonkey vielleicht ganz gut gestanden hätte.
foto:



trashmonkeys
"the maker"
lado 2004 cd
trashmonkeys