Mariy Taylor [11:11]

Es würde sogar die Holzpuppe auf dem Cover merken, dass das Herz zum Schlagen und die Tränen zum Vergießen da sind.



"and when it changes, fine i'll go, i'll go, i'll go."
(nature song)


Mit dem Lied Leap Year fängt Maria Taylor ihr erstes eigenes Album "11:11" an und der Start ist ihr gut gelungen. Ein kurzer Moment Stille, dann ein leises Grummeln und schön fängt es an. Die Hintergrundstimmen werfen um sich und das Klavier gleich hinterher. Man fühlt sich für einige kurze Sekunden, als würde man in eiskaltem Wasser tauchen, um einen herum würden Eiswürfel schwimmen und plötzlich taucht man auf. Ohne etwas zu machen, stößt sich der Kopf aus dem kalten Wasser heraus und man kann sich beruhigt zurücklehnen und sich durch die musikalische Vielfältigkeit des Albums schleppen lassen. Bei vielen Alben dieser Art, die ruhig und gelassen beginnen, hat man Angst, dass es irgendwann auch mal richtig laut und wild werden könnte. Man hat sich an die wohltuende Stimme von Fräulein Taylor gewöhnt und den Kassettenrekorder gleich doppelt so laut gestellt, als normal. Doch vielleicht sollte man ihn doch noch ein wenig zurückstellen. Die Protagonistin, die bei dem selben Label (Saddle-Creek) unter Vertrag ist, wie Conor Oberst von Bright Eyes oder The Faint, kann auch schon mal richtig auf den Putz hauen und trotzdem ihre Stimmlage so halten, dass das elektronisch angehauchte Lied One For The Shareholder noch zu einem Lied gehört, dass man abends auf dem Balkon hören kann. Wenn man mit den besten Freunden Würstchen und Schaschlik-Spieße grillt, Bier trinkt, lacht und Maria Taylor lauschen kann. Es ist wohl so ziemlich für fast jeden Etwas dabei. Für die Achtziger-Anhänger, für die melancholischen Personen, für die rhythmischen oder eben für die einfach vielfältigen Menschen.

Dieses Album eignet sich wohl zu vielen Anlässen und Gefühlslebungen, aber ganz sicher auch zu Liebeskummer. Man möchte sich zum Beispiel bei Two Of Those Too entweder auf der Stelle neu verlieben oder sich einfach still und heimlich wieder entlieben. Sie kann einem Menschen mit ihrer Stimme Unmengen von Mut zu werfen, aber auch Jemanden zum weinen bringen. Nehmen wir an, man wurde soeben versetzt, betrogen, verlassen oder hat schlicht und einfach einen schlechten Tag. Am liebsten würde man sich die Decke über den Kopf ziehen und sich in seinem Kleiderschrank verstecken. Dann kommt Maria Taylor, die auf ihrem Album nicht nur singt, sondern auch noch Gitarre, Klavier und Schlagzeug spielt, und flüstert einem ins Ohr: "We were two of those, too."

Was anderes als weinen würde mir, als Mädchen, wohl nicht einfallen. Aber als Junge vielleicht sogar auch nicht. Oder man würde wenigstens so traurig schön schauen, wie Conor Oberst, der auf Maria Taylors Album mitwirkt und zum Beispiel bei Song Beneath The Song die Hintergrundstimme bildet. Man möchte einfach Stunden die Stimme von Maria Taylor in seinem Ohr mit sich herum tragen. Manchmal ist es noch nicht einmal dieses typische Singen, sondern es sind auch oft ein paar Wörter und Zeilen vorhanden, die sich anhören, als würde sie uns eine kleine Geschichte aus ihrem Leben erzählen. So möchte man bei dem zweiten Lied ihrer Platte Song Beneath The Song die Wörter "[…] an interesting detachment […]" immer wieder zurückspulen und von Neuem hören, weil man sich ein Stück weit fühlt, als hätte man jemanden in seinem Ohr sitzen, der einem Mut zu spricht. Jemand, der einem sagt, dass alles irgendwann gut wird und nicht alles so bleiben wird, wie es ist. Man möchte ihre Stimme am liebsten einpacken und immer dann herausholen, wenn man ein wenig Unterstützung braucht. Man fühlt sich gleich um einige Gramm leichter. Als wäre dort Jemand, der einen auffängt. So ist das letzte Lied eine Mischung aus Traurigkeit und Melancholie. Es ist das Lied, in dem Maria Taylor all ihr instrumentalisches Wissen mit einbaut und selbst viele Instrumente verwendet. Es ist wie am Anfang ein unterstufiges und dumpfes Geräusch bzw. Gefühl, als wäre man Unterwasser. Lauter Vögel und Eiswürfel schwimmen um einen herum. Doch diesmal scheint man im Wasser zu schwimmen und am Ende erst abzutauchen. Mit schönen Worten umschmeichelt die Sängerin das Lied und man möchte am liebsten auf dem Meer davon treiben. Von dem Ganzen, was uns noch trauriger macht, als dieses Album, welches aber ein schönes traurigsein auslöst. Dieses beruhigte, stille Dasein und man weiß ganz genau, dass man keinen wirklichen Grund hat, zu weinen. Man tut es einfach und es tut gut. Einfach mal weinen, ohne zu wissen warum. Ohne zu wissen, dass es dort einen bestimmten Grund gibt, der einen zum Schniefen bringt.

Das tut gut. Nein, Maria Taylor tut gut.
foto: saddlecreek.com



maria taylor
"11:11"
saddle creek 2005 cd
maria taylor