Lada [Invitation]

Lada wollen Menschen zu sich einladen.
Einladen, damit sie ihre Musik hören und teilen können. Damit sie tanzen und schlafen können. Damit sie hören und zufrieden sind, mit den 3 Zutaten, die sie für am wichtigsten befinden.


"i softly comfort you, i slowly slip into."
(ghost of summer)

"3 Rocker, eine Kiste Bier und ein kurzer Studioaufenthalt." So werden auf der Lada Homepage die drei nötigsten Zutaten für ihr Album "Invitaion" beschrieben. Hinzu kommen wohl ein paar Tee-, nein, Esslöffel zuviel Allerweltsstimme und Image-Getue, gemischt mit einem Schuss zuviel Wiederholung in den Texten.

Den drei Musikherren, die schon seit fünf Jahren gemeinsam ihr Kind Lada schaukeln, möchte man am liebsten eine Schüssel voll mit Worten vor die Haustüre stellen, klingeln und weglaufen. In der Hoffnung, dass sie das nächste mal mehr Herz hineingießen. Denn es erinnern einige Zeilen an Lieder und Texte, die man schon mal gehört und gelesen hat. Sie sind beinahe ohne jegliches Gewürz, dass für die Geschmacksnerven stimulierend wirkt. Mit mehr Abwechselung und ohne Sätze, wie "You are here, I am there" aus dem Lied Invitation. Das tut einem beinahe im Herzen, im Auge und in den Ohren weh. Fast so wie mir manchmal die Stimme des Sängers Christian Opitz im Ohr schmerzt. Seine Stimme klingt zu aufdringlich. Sie erinnert an eine Schulband, die einfach irgendeinen Sänger brauchte, damit ein wenig Gesang in die Bande hineinfließt. Opitz’ Gesang wirkt noch so unbeholfen, wie die eines kleinen Jungen, der in den Stimmbruch gerät und nicht weiß, ob er nun tief oder hell sprechen soll.

Anders gefällt mir die Gitarre von ihm sehr gut. Die Melodien sind einfach fantastisch und zerren einen beinahe zu Boden. Ebenso wie die Schlagzeugrhythmen von Harald Pötschke und das Bassgezupfe von Michael Wagner. Besonders bei Velveteen. Da liege ich schon auf dem rauen Asphalt in einer dunklen Gasse und kann einfach nicht mehr aufstehen. Die Beine schlottern, die Knie zittern. Das Herz schlägt und die Stimme verstummt. Das Ohr kann einfach nicht mehr aufhören zuzuhören und lässt die Melodie und den Refrain einfach nicht gehen. Ähnlich wie bei Lullaby. Der Titel trifft es wohl am Besten.

Es ist ruhiger als alle anderen Lieder, die kaum in Abwechselung getaucht sind. Die Melodie schmeckt lecker, wenn nicht sogar köstlich. Doch leider nicht so schmackhaft sind die teilweise stumpfen und lahmen Textzeilen, wie "[…] the smiles you fake […]". Es klingt wie eine dämliche Rache an einem Mädchen, das sich plötzlich entliebt oder ihn betrogen hat. Anstatt ihr klug und interessant zu vermitteln, dass sie eine von vielen Mädchen ist, die es gibt, und dass sein Herzgeschäft noch nicht einmal einen Kratzer von ihr abbekommen hat. Doch im Gegensatz zu alle dem, machen es Worte wie "I softly comfort you, I slowly slip into" wieder gut. Sie können Herzwunden aufreißen und schließen, weil sie einfach so schön klingen. Es hört und fühlt sich so wunderbar an. Im Ganzen gesehen und gehört, habe ich ein wenig das Gefühl, dass sie noch ein wenig unbeholfen durch die Musiklandschaft laufen. Taps, taps, taps. Sie haben Talent. Keine Frage. Mindestens 10 Kilo und mehr. Und sie haben auch jede Menge Erfahrung durch Festivals und Konzerte, auf denen sie immer wieder ihre Melodien für Millionen preisgeben. Aber wenn sie doch einfach mal ab und zu etwas Neues hineinpacken würden, in ihren Einladungs-Kuchen "Invitation", dann würden sicherlich mehr Gäste kommen und davon probieren wollen. Sie würden es lieben oder hassen. Doch solche Melodien, solche Gitarrenzüge, solche Schlagzeugklänge und solch eine hin- und her reißende Band kann man nicht hassen. Vielleicht liegen sie einem anfangs nicht so sehr im Ohr wie andere, aber dafür bleiben sie einem ab einem bestimmten Zeitpunkt darin hängen, an Fäden und Seilen aufgehängt, schwingen sie sich von Ohrmuschel zu Ohrmuschel.

Auch wenn mir dieses Image von Lada nicht so ganz ans Herz wachsen will. Denn ihre Musik wird ständig als "dreckig", "verschwitzt" und "verraucht" beschrieben. Da wird das Bild von drei Männern, die Abend für Abend in einer verrauchten und abgerissenen Bar auftreten, ihre Gage einsacken und sich danach betrinken, wenn sie nicht schon auf der Bühne volltrunken herumstolpern, heraufbeschworen. Hab ich ein Klisché übersehen? Nein. Aber das ist wohl Geschmackssache, wie eben alles in diesem kleinen Kasten, namens Leben. Also schön weiter Melodien basteln, die Finger zupfen lassen und bitte Sprechen lernen. Guten Appetit.
foto: waggle daggle


lada
[invitation]
waggle daggle 2005 cd
lada