Fonoda [Eventually]

Eventually Klangerzeugung?
Die Welt bewegt sich in Bahnen, deren Wege wir zu ordnen versuchen. Mit jedem Schritt, mit jeder Note, mit jedem angeschlagenen Akkord bewegen wir uns in ihre Richtung, um Vollständigkeit zu erlangen und um zu verstehen, warum wir uns auf den Weg gemacht haben.


"that's just fucking with your heads, our pass is still one step ahead."
(still looking for any direction)


Alles in allem ein ziemlich kryptischer Ansatz, der viel mehr verlangt, als er eigentlich aussagt. Vielleicht bringt es uns jedoch um einiges näher an Fonoda – an "Eventually" – dem neuen Album der Band ohne festen Wohnsitz. Vielleicht reicht diese Frage nach dem WARUM aus, um "Eventually" in aller Vollständigkeit zu erörtern. Mit Nichten, so viel wird klar sein. Vielleicht hilft es uns aber, einige große Momente – die es auf dem Album zu entdecken gibt – bei den Eiern zu packen und intelligente Musik in ihren Bahnen auszuloten. Doch so oft ich auch versuche die Aufgabe zu lösen, die mir da Fonoda mit "Eventually" vor die Nase gesetzt haben, so oft scheitere ich auch. Vielleicht müssen zuerst einmal die Formalien geklärt werden.

Alles andere als kryptisch ist der erste Ansatz: der Pragmatische. Auf "Eventually" zum Trio geschrumpft lassen Fonoda – im Einzelnen Florian Doelzer (Schlagzeug), Matthias Neuefeind (Gitarre) und Christian Unertl (Bass) – ihre Nähe zum Drone-Pop der 1990er und zum gestandenen Post-Rock verorten. Doch was die Passauer so besonders macht, ist eine gewisse Eigendynamik, die durch viel Engagement und ein kreatives Songwriting zustande kommt. Hinzukommen die vielen Querverweise, die einem beim Hören kurzzeitig aufschrecken lassen, aber nicht vom Erkennen und Feststellen, dass man das irgendwo schon einmal ausgereifter gehört hat, sondern vor Wohlwollen. Denn eine andere Herangehensweise bietet auch andere Lösungen.

Die Arbeit zum Album gestaltete sich eher langwierig, war aber dennoch von Konstruktivität gekennzeichnet. Zum einen erlag man der Idee dem Fonoda-Sound ein neues Fragment hinzuzufügen, dass auf den Namen Gesang hört und sich eher zaghaft in das Konzept eingliedern wollte. Was gebraucht wurde, waren Gastsänger, geklappt hat es aber nur mit Daniel Buerkner von Squares On Both Sides, der zwei von acht Tracks durch einen warmen Klang bereichert. Letztendlich nahm man das Blatt doch selbst in die Hand und nun ist in fast jedem Song von "Friends and Lovers" die Rede. Zum anderen sind die ältesten Tonspuren von "Eventually" bereits 4 Jahre alt und es gab Zeiten, in denen sich eine allgemeine Unzufriedenheit innerhalb der Band ausbreitete, obgleich das Projekt in emsigen Schritten vorankam. Den Arrangements ist das in keinster Weise anzumerken, vielmehr versinkt man in den Tiefen der ausgefeilten Strukturen und dem Pochen, Wimmern und Stampfen der elektronischen Soundscapes, für die der Laptop-Musiker Henry Ok a.k.a. Zimmer verantwortlich ist.

Was am Meisten verwundert ist die Symbiose, die das Analoge mit den digitalen Sounds eingeht. Es scheint, als ob die herkömmlichen Instrumente bei den Grundfesten gepackt werden und über den neuen Einflüssen zu etwas Organischerem werden. Zum Klang – der nicht mehr im Einzelnen aufgegliedert werden kann, sondern der die Songs zu einer homogenen Masse verschmelzen lässt. Ein Fakt der nicht nur einen Zusammenhang zwischen den Songs schafft, sondern auch zu mehr Intensität führt.

Am Deutlichsten ist diese Klangerzeugung bei Stone Cold Seconds und Ambient Take No. 1 zu bemerken, die sich gekonnt in das Konzept Drone-Pop und Post-Rock eingliedern und gleichzeitig neue Möglichkeiten für Band und Hörer eröffnen. Vom Ablauf her ähnlich gebastelt, wartet man gespannt auf die nächste Änderung – das nächste Fragment, das aufgelöst oder bereichert wird durch Harmonie, Verzerrung oder dem Chorus –, der die Qualität noch um ein Vielfaches verstärkt. Eine wichtige Rolle spielt hierbei der Mann an den Laptops: Henry Ok, der sich bei diesen Songs mehr als nur eingliedert. Seine fast schon impressionistischen Klangteppiche ergießen sich förmlich über den Hörer. Führt man diesen Gedanken weiter, so heben sie Fonoda über etwas, dass nicht jede Band schafft, und zwar die üblichen Klassifizierungsversuche auszuweichen. Was bleibt ist da nur der Versuch einer Assoziationsmontage – eben dieser hier.

That’s just fucking with your heads,
our pass is still one step ahead.
Still looking for any direction!
foto: fonoda



fonoda
"eventually"
büro / city center office 2007 cd
fonoda