Cosmic Casino [Ballads For Bastards]

Irgendwie ein Liebesbrief.




"how can something ordinary feel so flattering,
like blue skies while making wedding plans?
"
(transatlantic love)


Lieber Markus, lieber Richard,
lieber Mess und lieber Thomas,

während einer knappen Stunde mache ich Euretwegen alle Phasen einer Beziehung durch: Ich warte ungeduldig, weil ihr mit The Phone und The 31st Year zwei definitiv über die gängige, radiokompatible Dauer hinaus gehende Stücke am Anfang platziert habt. Ich versuche herauszufinden, weshalb Ihr das tut und verbringe viel Zeit damit, anhand Eurer Worte, eures Verhaltens und Auftretens herauszufinden, wonach Ihr auf der Suche seid und worauf es Euch eigentlich ankommt.

Fündig werde ich dabei allerdings nicht – eine Allerweltsbotschaft, wie, dass es Momente gibt, die nie mehr zurückkehren, und dass man dieses Leben nicht so verflucht ernst nehmen soll, vermag mich an diesem abgebrühten und vermutlich auch etwas zynischen Punkt meines Lebens nicht mehr zu beeindrucken. – und Ihr bleibt vorerst Quecksilber für mich.

Vielleicht habt Ihr das ja aber auch so gewollt, vielleicht mögt Ihr ja Spielchen und wenn dem so ist, dann lasse ich mich schon nach dem dritten Track, The Rematch, mit Vergnügen darauf ein, denn dieser Song hat ohne Frage Ohrwurmpotential. Außerdem erfahre ich endlich mehr über Euch, denn auch, wenn Ihr alles so raffiniert verpackt und mit Gitarren verziert, dass man prima dazu abtanzen kann, ohne überhaupt hinzuhören, glaube ich, langsam aber sicher auf den Grund Eurer reizenden Seelen blicken zu können.

Dieser selige Zustand dauert bis zu Working Girl, denn nach dem wundervollen und hoffnungsvollen Transatlantic Love, kann ich nicht verstehen, wo jetzt das Problem liegt. Es lief doch alles so gut, es war doch so schön und wir sind doch auch gut klargekommen. Aber plötzlich werdet Ihr aggressiv, brüllt grundlos herum und scheint gar nicht mehr Ihr selbst zu sein. Meine Freunde sagen, dass Ihr bloß fürchterlichen Krach macht und dass ich ohne Euch besser dran wäre, bloß fällt es mir so schwer, nach allem, was war, die Off-Taste zu betätigen. Denn, egal, wie oft so etwas passiert; es fühlt sich jedes Mal an, als würde man vom ersten Freund verlassen werden.

Ich bin froh, dass wir uns nach einiger Zeit zu einem klärenden Gespräch zusammensetzen, wo es dann viel ruhiger zu und her geht. In Stealing Cars For Henry fällt kein einziges Wort, das unpassend wäre, nie werdet Ihr laut oder ausfallend. Und als Ihr dann auch noch von unbezahlbarer Liebe zu erzählen beginnt, bin ich wieder versöhnt.

Es stellt sich jedoch heraus, dass auch dieses Glück nur von kurzer Dauer ist und mein Wechselbad der Gefühle geht weiter. Alles, was mich früher schon gestört hat, verdeutlich sich im Rahmen der drei folgenden Lieder: Ihr könnt Eure Gefühle ganz einfach nicht in Worte fassen und redet andauernd um den heißen Brei herum und somit direkt an mir vorbei. Außerdem wirkt Ihr unausgeglichen, unentschlossen und etwas gereizt, sodass ich mich schweren Herzens zurückziehe und der Sache ein Ende setze.

Als ich jedoch Wochen später in einem Café jenen Song höre, zu dem wir leider nicht mehr gekommen sind, will ich Euch unbedingt anrufen, denn This Is Munich zeigt, dass Ihr ja doch ein Herz habt. Und wenn es für München reicht, dann reicht es ja vielleicht auch für mich. Ich möchte es auf jeden Fall noch einmal probieren.
foto: stickman



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"ballads for bastards"
stickman / sticksister records 2006 cd
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