Haute Areal Runde Eins: Im Ring Mit – drei zierliche Burschen mit Hang zu Auslandseinsätzen, der Liebe zum Moog, dem Fluch der 7-Inch und der Erfindung einer Hautalterungsmaschine.
"noch so jung und schon besser als du!"
(deine eltern)
Thinking about Röhrenhosen …
The Guys made a long way in a very short time – Start – Sprint – London . Während sich die Musikpresse im Jahr 01 nach der Fussball-WM noch immer damit beschäftigt, denn ein oder anderen web2.0 bzw. Sheffield oder Glasgow-Trend zu importieren, bewegen sich Mit auf konstanten Bahnen Richtung Olymp. Und keiner weiß es, denn im eigenen Land zu suchen, das wäre zu einfach. Von den charmanten Lo-Fi Anfängen ist auf "Was war es" nicht mehr viel übrig, das Einzige was bleibt ist ein Zauberwesen namens Electroclash, die Euphorie vor und auf der Bühne und drei Gestalten nicht größer als du, die gefallen wollen und ein Feuerwerk nach dem anderen anzünden. Und das tun sie seit 2004 das noch leicht trashige Debüt: "Haustier In The Straßenbahn" (kurz H.i.t.s.) seinen Weg aus dem Keller in die Gehörgänge fand. Nur an der Umsetzung haperte es und so wurde Mit ein Jahr später vom Duo zum Triumvirat bestehend aus Bass, Schlagzeug und Synthies – eine Symbiose, die schnell auf Gehör stieß. Ein Phänomen powered by myspace – es folgen Showcases und Ausflüchte in die englische Musikmetropole mit Tube-Erkundungstouren und hohem Widererkennungswert, sogar für die Insulaner, bei denen ein Trend nicht länger als ein Atemzug hält. Das alles passierte in ziemlich kurzer Zeit, genauer gesagt 2005 und es blieb kaum Zeit für zum Ausatmen.
Auch die Gegenwart lässt da nicht viel Platz für Freizeit. Schon 2006 wurde dem Trio unwiederbringlicher Weltruhm im Jahre 2007 bescheinigt – Mit auf dem Cover einer Intro-Ausgabe: "Was zählt, seid ihr. Ab jetzt. In zehn Minuten will ich eure Ärsche wieder im Studio sehen!" Diese Forderung könnte in nicht allzu langer Zeit in die Tat umgesetzt werden, denn die Frucht ist reif und wartet nur darauf geerntet zu werden. "Was War Es" ist soeben erschienen und der Longplayer wird nicht mehr lange auf sich warten lassen. Die Plattenfirmen lecken sich die Finger, zumal die Renaissance der elektronischen Musik in europäischen Gefilden auf dem stetigen Vormarsch ist. Möge man den Hypepuristen glauben schenken, ist Electroclash ein alter Mann mit Bart – anscheinend in den letzten Zügen –, darauf wartend vom neuen ungestümen Sprössling New Rave überholt zu werden.
Mit machen sich keinen Hehl aus ihrer Einflüssen, mag es ein alter Mann mit Bart oder ein junger Röhrenhosenträger sein, was gefällt wird verarbeitet. Jedoch wäre es zu einfach „Was War Es“ als deutschsprachige Initiierung des New Rave zu inszenieren, auf die Welle aufzuspringen, im Sog zu versinken, vielleicht jedoch eine weitere deutsche Referenz zu finden. Dafür sind die drei Songs und drei Remixe auf „Was War Es“ allesamt zu unterschiedlich. Umdenken ist angesagt, es gibt ein Leben nach dem Hype. Mit verstehen es in gekonnter Weise den Trend für sich zu nutzen, so hat man sich für die Remixe von „Was War Es“ drei altbekannte Institutionen mit ins Boot geholt. Rari Decihells Mix (Ex-Test Icicles) von "Was War Es“ kommt in gewohnt schnodderiger Manier daher, erdig ja, aber dennoch sympathisch und überzeugend auf ganzer Linie. Auch der Allrounder Thies Mynther entwirft ein neues Kleid für den Track und schließlich wäre da noch Ascii.Disco, dessen Remake am Meisten durch seine Eigenständigkeit überzeugen kann.
hol mich ab / und zeig mir die Stadt / keiner stellt sich an / wir kommen an
(Was war es)
Und während sich Mit alles angesehen haben von Köln über Berlin bis nach London, ist ihr Ziel noch nicht erreicht. Das Album lässt immer noch auf sich warten, die Rufe jedoch werden immer lauter. Demnächst mehr, bis dahin bleibt als guter Ersatz: "Was War Es"!
foto: kira bunse
mit
"was war es"
haute areal 2007 cd / lp
mit
Mit [Was War Es]
Michael Heilrath, Ralf Westhoff [Shoppen]
„Shoppen“ ist ein herrliches Stück deutsches Kino – das gar keine Musik nötig hat. Blöd für Michael Heilrath, den Schöpfer des zugehörigen Soundtracks. Der wird vom Label als „mit Abstand the most funky thing“ bezeichnet, dass dem Musiker bisher geglückt sei.
"stell dir vor, du erzählst deinen kindern später, wie du deinen traummann
kennengelernt hast. das ist doch peinlich!"
(susanna)
Ganz wunderbar zeichnet der Film verschiedenste Charaktere und erzählt, was passiert, wenn diese aufeinander prallen. Das kann zum Nachdenken und zum Lachen bringen, ebenso wie die unterschiedlichen Gründe, wegen derer die Singles zum Treffen gekommen sind. Eine Krankenschwester hat die Teilnahme von ihren besorgten Kollegen zum Geburtstag geschenkt bekommen, eine junge Verlobte ist sich nicht sicher, ob sie wirklich heiraten soll, und wieder eine Andere hat gerade ihre gesamte Familie verloren und steht jetzt ganz alleine da. Ein Mann ist gerade erst vom Land in den Handlungsort München gezogen und kommt mit seinem immerzu nörgelnden Mitbewohner.
So lebt dieser Film von Dialogen, genialen Dialogen, die auf stets intelligente Weise wunderbar lustig sind. Und ein Dialogfilm braucht manchmal eben keine Musik. Michael Heilraths zehn Tracks umfassender Soundtrack wird größtenteils eingesetzt, um die kurzen Sequenzen zu unterlegen, die zwischendurch zeigen sollen, dass Zeit vergeht. Wenn die Kamera an den Stuhlreihen mit sich unterhaltenden Menschen vorbeifährt oder die tickende Uhr eingeblendet wird. Entsprechend pochend ist diese elektronische Musik, vorantreibend und immer in Bewegung.
Heilrath veröffentlicht zum ersten Mal etwas unter seinem eigentlichen Namen. Seit Anfang der Neunziger Jahre kennt man ihn als Leader der Gitarren-Band Couch oder des Alles wie groß-Orchesters. Elektronische Wege ging er schon mit seinem Soloprojekt Blond. Zudem musiziert er hin und wieder als Gast bei The Notwist und dem Tied and Tickled Trio, Bands, die wie er aus dem oberbayerischen Weilheim stammen.
Schade, dass sein Soundtrack im Film so kurz kommt. Normalerweise ist sowas ja da, um die Stimmungen eines Films zu vermitteln und zu unterstreichen. Das ist aber nur in der abschließenden Viertelstunde von "Shoppen" möglich, die das Wiedertreffen einiger Paare zeigt. Und selbst hier rücken Schauspieler und Texte die Musik noch weit in den Hintergrund. Schade vor allem um Schmankerl wie das fröhlich-offene Wenn man Sex haben will oder den einzig ruhigen Track, Monopterus. Der läuft dann während des Abspanns.
foto: x-verleih
michael heilrath
"shoppen"
hausmusik 2007 cd
michael heilrath