Natürlich war die zuletzt geschriebene Ankündigung nicht nur ein bisschen Werbung, sondern auch eine Hypothese – und ein bisschen Hoffnung. Das BootBooHook hat sich der Prüfung unterzogen und sich, zumindest auf das Nötigste, bewährt.
„BootOoKooHooTooHook – or what?“ (Ninja, The Go! Team)
Letzteren bekommen wir während des Wochenendes in Hannover in der Wohnung auch gar nicht zu Gesicht, dafür einige andere nette Menschen, die WG ist eigentlich eher ein persönlich eingerichtetes Hostel als ein persönlich belebter Raum – und ist und bleibt deswegen harte Konkurrenz für das schnuckelige Festival, wegen dem wir ja eigentlich von Berlin hierher getuckert sind. Nach Niedersachsen.
Dafür treffen wir auf dem Gelände, das wenige Minuten von unserer Unterkunft entfernt mitten im Studentenviertel Linden liegt, gleich ganz viele Freunde. Das ist ein undiskutierbarer Vorteil jeglicher kleiner Festivals, und auch der Grund aus dem ich sie einfach lieber mag als ihre großen Brüder. Die Musik wird, wie auf jedem Festival, ziemlich schnell eine besonders schöne Nebensache; das Publikum, auf dessen großer Anteil die Bezeichnung Hipster unüberraschenderweise sehr gut passt, die Location, die alte Bettfedernfabrik zwischen Wohnhäusern in Straßen, auf denen kleine türkische Kinder fangen spielen, und der Pizzastand sind mindestens genauso interessant. Wir verlieren uns schnell im Strudel des verlaufenden Tages, der mit Sonne gesegnet ist, und die Auftritte von Friska Viljor und The Notwist rauschen auf der Hauptbühne an uns vorüber. Sie sind legendär feuerwerksähnlich wie erwartet (und erhofft) und fabrizieren Gänsehaut sogar in den Gesichtern.
Als wir neben der Hauptbühne das erste Bier erwerben, kommt statt Bambi Kino Teles Frontsänger, Francesco Wilking, auf ebendiese. Bambi Kino fallen aus, aber der Ersatz ist nicht schlecht, also: Alle zufrieden. Bernd Begemann hebt befreiend die Stimmung noch weiter hoch, denn er ist lustig und dreht ganz nebenbei auf dem BootBooHook den Trailer für den Bundesvision Song Contest, an dem er dieses Jahr augenscheinlich aktiv beteiligt ist. Dafür muss das Publikum sich natürlich von seiner besten Seite zeigen, deswegen ziehen wir uns mit unseren Pornobrillen in den Schatten zurück und jubeln von weiter hinten.
Die Hauptbühne wird geschlossen. Ein Hereinkommen in die Green Stage, die Bratze und Egotronic bereichern sollen, ist schier unmöglich. Wir versuchen es zwischen 24 und 3 Uhr ständig, aber die Schlange wird nur länger. Bratze wird, spontan scheinbar, auf eine Leinwand übertragen, die auf der Hauptbühne draußen hängt, aber wegen der Anwohner wird der Ton auf kaummehrhörbar gedreht. Wie sie aussehen wissen wir doch.
Tatsächlich schaffen wir es kurz bevor Egotronic Good-Bye sagen doch noch, uns irgendwie hereinzuquetschen, und das Quetschen hat sich gelohnt. Egotronic überziehen als könnten sie unsere Gedanken lesen, und wir kommen in den Genuss eines fast kompletten Konzerts. Wir kommen verschwitzt und euphorisiert zurück in die WG und freuen uns, dass wir am nächsten Tag an einem riesigen Tisch in Ruhe frühstücken können und kein Zelt abbauen müssen. So ein Festival mitten in der Stadt stellt alle anderen in der Pampa in den Schatten.