3 Kurze [Jacob Faurholt, Nina Kinert, Pen Expers]

Wohingegen sich unsereins auf mittelprächtigen Weihnachtsmärkten den fiebrigen Körper mit Glühwein und heißer Schokolade aufwärmt, machen die Skandinavier in der heißen Grippephase das, was sie am besten können: Sie nehmen Platten auf und streuen diese unters Volk. Einige Glanzlichter hier in der Kurzkritik.


"the same rainy streets i walked with your old address in my sleeve.
i'm in my valentine shirt.
"
(pen expers)


Jacob Faurholt - "Hurrah Hurrah"

Das dänische Städtchen Århus ist die kleine Schwester Kopenhagens, das lässt sich nicht verheimlichen. Ein wenig verschlafen und mit verminderter Strahlkraft steht es leider immer noch im Schatten des großen Ostseebolidens. Das wird und muss sich langsam ändern, denn die Szene in Århus macht so langsam eine Gratwanderung durch.

Mit Beta Satan, The Broken Beats und den isländisch anmutenden Under Byen eröffnen sich neue musikalische Wege in Dänemark. Hinzu tritt Jacob Faurholt, der sich wie ein Fabelwesen durch die internationale Popgeschichte wälzt und von Album zu Album immer andere Kolorite ausprobiert. 2005 erobert er mit seinem Projekt Jacob Faurholt & Sweetie Pie Wilbur die dänischen Alternative-Charts. In diesem Jahr stellt er nun endlich sein zweites Album „Hurrah Hurrah“ vor, das sich wie eine Melange aus Anti-Folk und Bedroom-Pop in den Ohren festsetzt. Dazu kommen eine skandinavische Schwermütigkeit und die obskursten Instrumente/Gegenstände. Faurholt wuselt mit so ziemlich allem herum, was er in seiner Wohnung finden konnte und zeigt, dass man auch mit Küchenutensilien eine ziemlich intime Atmosphäre schaffen kann. Gut so!

Pen Expers - "Baby’s Gone Straight"

Alexander Arvman – Sänger der schwedischen New Wave-Epigonen Pen Expers – ist schon durch so manche Hard Times gegangen: Suff, Verbitterung, Lovesick, Weltverdruss. Grund genug für ihn diesen Themen mit „Baby’s Gone Straight“ ein zutiefst betrübtes Denkmal zu setzen.

The days that light up here are wasted” heißt es beispielsweise in “Valentine Shirt”. Wenn man das vor dem Hintergrund hört, dass hier nicht etwa versucht wird eine ironische Kunstfigur im Stile Charles Bukowskis zu schaffen, sondern dass Arvman sein Ideal im leidenden Künstler gefunden hat, möchte man dem Schweden behutsam auf die Schulter klopfen und sagen, dass alles wieder gut wird. Doch nein: vor der Therapie liegt immer noch das Suhlen im Selbstmitleid und die Teenage Angst in ihrer urigsten Form: rau, ungeschliffen und so verdammt angepisst von der bösen, bösen Welt. Ganz klar können da im direkten Vergleich nur der frühe Nick Cave und Ian Curtis mit all ihrer Tragik mithalten. Musikalisch ist das ganz großer, eklektischer New Wave-Pomp mit einem Galle spuckenden Sänger, dessen Stimme eine solch dunkle Klangfarbe hat, wie man sie heute selten findet.

Nina Kinert - "Pets and Friends"

Ane Brun und Nina Kinert sind Buddies, das hört man nicht nur an ihrem leicht folkig-verspielten, fast schon transzendentalen Songwriter-Pop, sondern auch an dem Fakt, dass beide hin und wieder gerne gemeinsam auf Tour gehen. Das Problem dabei ist nur, dass man nicht eindeutig ausmachen kann, wer hier eigentlich wen supportet. Sicherlich hat Ane Brun mit ihrem rauchigen Vibrato den eindeutig größeren, weil bekannteren, Namen, aber dennoch spielt Kinert so langsam in der gleichen Liga wie die ehemalige Straßenmusikerin Brun. Und das mit gerade mal 25 Jahren und vier veröffentlichten Alben.


jacob faurholt
"hurrah hurrah"
quartermain rec 2008 cd
jacob faurholt






pen expers
"baby’s gone straight"
i-ration records 2008 cd
pen expers






nina kinert
"pets and friends"
another 2008 cd
nina kinert