Mathias Ahrberg [Korrekte Klamotten]

Alles Bio – Alles Fair!
Die beiden Schlagworte vereinen eine immer größer werdende Gruppe von Labels und Designern im Modebereich, die sich mit Nachhaltigkeit auseinandersetzen. Und seit einiger Zeit bloggen sie auch vernetzt.



"immer auf die etiketten gucken! nicht auf greenwashing reinfallen!"
(mathias ahrberg)


Vor gut drei Jahren begann das kleine Hamburger Mode Label fairliebt mit einer handvoll schicken T-Shirts seine Arbeit. Wiebke Hoevelmeyer und Mathias Ahrberg wehrten sich mit ihrer Idee gegen das dürftige Angebot von selten gut geschnittenen Artikeln im Bereich der fairgehandelten und ökologisch produzierten Bekleidung. Korrekte Klamotten eben. Heute hat sich die Situation gewandelt. "Der 'Markt' ist erstaunlich schnell gewachsen", sagt Mathias Ahrberg. "Mittlerweile gibt es viele Anbieter mit einem sehr großen Angebot. Neben den großen Ketten mit ihren Feigenblatt-Angeboten steigen mittlerweile immer mehr Designer auf nachhaltig produzierte Stoffe um. Ist eben einfach besser." Ob es dieser Gedanke ist, der die großen Textilwarenhäuser in Deutschland und darüber hinaus zu der Entscheidung bewog "BioCotton" oder "Organic Cotton" als Kollektionen in ihre Programme aufzunehmen, oder ob es einfach das alte Diktat der Nachfrage zwischen hippen LAOHAS und minimalistischen LOVOS war, lässt sich nur mühsam nachvollziehen. Ahrberg betrachtet die Entwicklung zwar wohlwollend aber auch mit einem kritischen zweiten Blick: "C&A zum Beispiel zählt zu den fünf größten Einkäufern von Biobaumwolle. Das muss man schon honorieren, das ist ordentlich. Allerdings kann man Kleiderproduktion (ganz!) grob in drei Prozesse einteilen: die Pflanzen auf dem Feld, die Stoffproduktion und schließlich die Fertigung des Kleidungsstücks. Wenn die Pflanze ohne Chemie wuchs, anschließend aber durch ein Chemiebad wanderte und zuletzt in einem Sweatshop verarbeitet wurde, steht zwar Biobaumwolle drauf, ist aber nicht wirklich drin."

Letztlich geht es nicht nur Ahrberg um mehr als eine hypegeschuldete Haltung die mal eben auftaucht, aber sicherlich bald wieder nachlassen wird. Die erste vollständige Frühling/Sommer Kollektion von Kleidern, Shirts und Accessoires aus dem Hause fairliebt trägt den Titel "Tropen, jetzt!" und dazu ließt man die Zeile "Tropen, jetzt! lieber im Kleiderschrank als vor der Haustür". Die komplexen Hintergründe des Alltagskonsums sind den Betreibern hierbei sehr wichtig, auch wenn sich das Kommunizieren dieser oft als sehr schwerfällig erweist. "Man kann ja nicht mit der Moralkeule herumlaufen", erklärt Ahrberg. "Und es gibt ja auch sehr viele Probleme, die durch strategischen Konsum nicht gelöst werden können. An diesen Stellen muss die Politik eingreifen. Aber wir finden es großartig, wenn Produzenten sich über die Ursachen ihres Handelns im klaren sind und dies dem Konsumenten vermitteln."

Korrekte Klamotten dient nicht nur als Schlagwort für die eben beschriebenen Bekleidungsartikel im Gesamtprozess der Herstellung, sondern auch als Netzwerk kleiner unabhängiger Modelabel und DIY Ideenschmieden. Der von Ahrberg iniziierte Blog richtet seinen Blick auf unter zertifizierten Bedingungen aus nachhaltigen Rohstoffen produzierte Waren. "Die Vernetzung klappt sehr gut. Auf Messen wie der BioFach oder der Ökorausch stolpert man ohnehin immer wieder übereinander. Also wir haben in den drei Jahren viele nette Menschen kennen gelernt, wenn die dann auch noch ein Label haben, umso besser." Dass man unter ökonomischen Gesichtspunkten dabei eigentlich im Wettbewerb steht wird jedoch nicht zu einem Problem: "Unsere Angebote unterscheiden sich ja schon vom Stil. Die faire Produktion ist nur die ganz große Klammer."

Neben Seiten wie Utopia, Nachhaltig Beobachtet oder zahlreichen individuellen Blogs, richtet sich der Blick von Korrekte Klamotten auf die Möglichkeiten ökologischen und fairen Handels. Ein immanentes Problem von kulturellen Erscheinungen dieser Art ist stets die Frage, ob das jeweilige Anliegen tatsächlich Menschen von der eigenen Idee überzeugen kann, oder ob es beim preaching to the converted bleibt. Ahrberg gewinnt der Problematik eine positive Perspektive ab. "Durch die vielen Bio-Lebensmittel sind die meisten schon sensibilisiert und haben einfach nur noch nie über ihre Kleidung nachgedacht. Und das 'Neue' an den ganzen jungen Labels ist eben, dass sie sich über ihren Stil definieren und nicht nur die klassischen Ökos ansprechen wollen. Es ist nach wie vor recht schwierig in den konventionellen Läden verkauft zu werden, einfach weil es so unglaublich viele Labels gibt. Aber das wird."

Ähnlich optimistisch ließt sich auch ein Beitrag zur Biofach Messe im KK Blog: "Ich träum ja von einem korrekte.klamotten-Gemeinschaftsstand auf der Biofach 2010. Mit allen, die hier aktiv mitbloggen." Dann träumen wir mal mit.
foto: susanna goonawardana


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